PVC

Allgemeines zu PVC-Bodenbelägen

Bodenbeläge aus PVC gehören zur Gruppe der elastischen Belägen. Die auch als Vinyl bezeichneten Bodenbeläge bestehen hauptsächlich aus Polyvinylchlorid, einem thermoplastischen Kunststoff, der sich aus 43% Kohlen- und Wasserstoff von Erdölprodukten und 57% aus dem Kochsalzbestandteil Chlor zusammensetzt. Durch den Zusatz von Weichmachern erhält das eigentlich harte und spröde Material seine weichen Eigenschaften. Weitere Bestandteile sind verschiedene Additive und Füllstoffe, die für die Beständigkeit und die spezifischen Eigenschaften verantwortlich sind wie z.B. seine Beständigkeit gegen Licht- und Witterungseinflüsse.

Neben Linoleum zählt PVC zu den ältesten flexiblen Bodenbelägen. 1853 entwickelt, wurde es 1912 das erste Mal industriell hergestellt. Nur ein Jahr später wurde das Herstellverfahren patentiert, seit 1937 wird PVC in industrieller Großproduktion gefertigt. Heute zählt es mit einem Anteil von etwa 15% zu den wichtigsten Materialien für Fußbodenbeläge. Daneben wird es u.a. zu Fensterprofilen, Rohren, Kabelisolierungen und -ummantelungen verarbeitet.

Der Belag ist in Form von Bahnen, Fliesen und Platten/Planken erhältlich, gilt als sehr strapazierfähig, leicht verlegbar, wasserfest und kostengünstig. Da sich PVC sehr gut einfärben lässt, ist das Spektrum an Farben, Texturen, Mustern und Effekten nahezu grenzenlos.

Hergestellt werden sie mit und ohne Trägerschicht, geschäumt und kalandriert (gewalzt), als ein- oder mehrschichtiger Belag. Als Trägermaterial kommen u.a. Jute, Polyester- oder Glasfaservlies, Kork oder Schaumstoffe zum Einsatz. Je nach Aufbau und Material der Trägerschicht unterscheiden die europäischen Normen zwischen:

  • Homogene und heterogene, flexible PVC-Bodenbeläge ohne Unterschicht nach DIN EN ISO 10581
  • PVC-Bodenbeläge mit einem Rücken entweder aus Polyestervlies bzw. Jute oder aus einer Kombination aus Polyestervlies und PVC nach DIN EN 650
  • PVC-Bodenbeläge mit einer Schaumstoffunterschicht nach DIN EN 651
  • PVC-Bodenbeläge mit einem Rücken auf Korkbasis nach DIN EN 652
  • Geschäumte PVC-Bodenbeläge nach DIN EN ISO 26986
  • PVC-Flex-Platten nach DIN EN ISO 10595

 

 

Heterogene PVC-Bodenbeläge

Heterogene Bodenbeläge aus PVC bestehen aus einer Nutzschicht und gefüllten Unterschichten anderer Zusammensetzung. Während die unteren Schichten stark mit Füllstoffen (20 – 40%) angereicht sind und mit einer Stabiliserungseinlage verstärkt sein können, enthält die dünnere Oberschicht einen hohen PVC-Anteil (40 – 60%). Von der Dicke und Abriebfestigkeit der obersten Schicht hängt die Nutzungsdauer dieser Beläge wesentlich ab, ihre Mindestdicke beträgt 0,3 mm. Weitere Bestandteile sind 10 – 20% Weichmacher sowie 3 – 10% Pigmente, Stabilisatoren und Additive. Heterogene PVC-Beläge sind meist preiswerter und weniger strapazierfähig als homogene und werden vorwiegend im Wohnbereich eingesetzt.

Heterogene PVC-Beläge ohne Trägerschicht werden mehrheitlich in Bahnenware von 100 – 400 cm Breite angeboten, üblich ist eine Breite von 200 cm und eine Dicke von 1,5 (Wohnbereich) und 2,0 mm (Objektbereich). Fliesen sind in 50 x 50 cm und 60,8 x 60,8 cm erhältlich, in ebenfalls 1,5 und 2,0 mm Dicke sowie in den Sondermaßen 30,5 x 30,5 cm, 45,7 x 45,7 cm und 30,5 x 45,7 cm.

Heterogene PVC-Bodenbeläge mit zusätzlicher Unterschicht (Verbundbeläge)
Häufig werden heterogene PVC-Beläge zusätzlich mit Trägerschichten aus anderen Materialien hergestellt. Bei ihnen wird die Oberschicht aus PVC auf ein Gewebe als Träger oder auf einem Filz (aus PE oder Jute) heiß in flüssigem Zustand aufgetragen. Danach wird das flüssige PVC mit einer Rakel gleichmäßig verteilt und durch eine Prägewalze, auch Gaufriekalander genannt, die gleichzeitig die Oberfläche mit einer leichten Narbung versieht, fest mit dem Träger aus Gewebe oder Filz verbunden. Weil die Unterseite aus einem anderen Material besteht, das mit der Nutzschicht fest verbunden ist, werden diese Beläge auch als Verbundbeläge bezeichnet.

Als Trägermaterialien kommen u.a. Polyestervlies bzw. Jute oder eine Kombination aus Polyestervlies und PVC (DIN EN 650). Eine Rückenausrüstung aus Jutefilz verbessert den Trittschall, ist aber aufgrund seiner Feuchteempfindlichkeit nicht für Nassräume geeignet. Hier können PVC-Beläge mit synthetischem Polyestervlies eingesetzt werden. Bei PVC-Bodenbelägen mit einer Schaumstoffunterschicht (DIN EN 651) sind sowohl die Oberschicht als auch der Rücken verrottungsfest. Deshalb können sie in fugenverschweißter Ausführung in Nassräumen verlegt werden. Im Objektbereich sind die Nähte immer thermisch zu verschweißen. Eine Rückenausstattung aus Korkment (DIN EN 652) verbessert die Trittelastizität und Trittschalldämmung. Bei Einsatz im Objektbereich sind auch hier die Nähte immer zu verschweißen.

PVC-Beläge mit Rücken sind als Platten- und Bahnenware mit Breiten zwischen 100 und 400 cm erhältlich, üblich sind 200 cm. Je nach Qualität und Verwendung werden 3 – 5 mm dicke Beläge eingesetzt, die minimale Dicke beträgt 1,5 mm.

Klicksysteme mit heterogenen Belägen

PVC-Böden werden auch als Klicksystem angeboten. Dabei handelt es sich um Fußbodenpaneele mit einer Oberschicht aus Vinyl, die Trägerplatte besteht meist aus einer Hartfaserplatte (HDF) und einer Schicht mit Kork für die Schalldämmung. Die Paneel werden ohne Verkleben mittels Nut und Feder schwimmend verlegt

 

Homogene PVC-Bodenbeläge

 

Homogene Einschichtbeläge bestehen durchgehend aus dem gleichen Material und weisen über die gesamte Dicke eine durchgehend gleiche Materialzusammensetzung, Färbung und Musterung auf. Bei der Herstellung eines 2 mm dicken Bodenbelags werden 45 – 55% PVC, 15 – 20% Weichmacher, 25 – 35% Füllstoffe sowie 2 – 5% Pigmente, Stabilisatoren und Additive kalt vermischt. Im Anschluss wird das Gemenge in einem schnellen Arbeitsgang unter starker Hitze auf einem Kalander zu Bahnen ausgewalzt.

Bei der Herstellung homogener Mehrschichtbeläge werden zunächst „PVC-Folien“ gleichen Materials mit einer Stärke von etwa 1 mm gewalzt. Anschließend werden zwei oder mehrere dieser dünn ausgewalzten Schichten auf einer Doubliermaschine in abwechselndem Walz- und Pressvorgang unter erneuter Erhitzung vollflächig zusammengeschweißt. Die einzelnen Folien müssen genügend Weich-PVC enthalten, damit die Verschweißung nicht behindert wird. Je dünner sie ausgewalzt sind, umso gleichmäßiger und besser wird der Bodenbelag. Homogene Bodenbeläge eignen sich insbesondere für Objekte mit starkem Publikumsverkehr z.B. in Schulen oder Krankenhäusern und halten auch leichtem Fahrverkehr stand

Designbeläge

Bei den sogenannten Designbelägen handelt es sich in der Regel um hochwertige heterogene Kunststoffbeläge, bestehend aus einer PVC-Unterschicht, einer nachfolgenden Trägerschicht, einer Aufdruckschicht und einer transparenten Nutzschicht. Aufgrund ihrer hohen Strapazierfähigkeit kommen sie zumeist im stark frequentierten Objektbereich, beispielsweise in Geschäften, Gaststätten oder Flughäfen zum Einsatz.

Designbeläge sind in beinahe allen Abmessungen erhältlich und werden mit unterschiedlich geprägten und gemusterten Oberflächen vornehmlich mit Holz-, Stein- oder Metallmuster angeboten. Durch die Kombination verschiedener Musterungen oder Farben, durch die Art der Verlegung oder den Einsatz von Bordüren und Zierstreifen lassen sich Bereiche optisch verbinden, Übergänge schaffen und Schwerpunkte setzen. So können zum Beispiel bei gleicher Aufbauhöhe optische Inseln gebildet oder Korridore markiert werden. Darüber hinaus lässt sich mit ihren naturgetreuen Holz- und Steinmotiven eine wohnliche Atmosphäre in Bereichen schaffen, die vor allem hygienische und leicht zu reinigende Bodenbeläge erfordern, wie beispielsweise in Krankenhäusern.

Weil nicht jeder Hersteller von PVC-Designbelägen tatsächlich Einfluss auf alle Schichten seines Produkts hat und mancher nur die Materialien verpresst und konfektioniert, sollte man Designbeläge immer beim Hersteller seines Vertrauens kaufen.

 

 

Eigenschaften von PVC-Bodenbelägen

Die wichtigsten Eigenschaften von PVC-Bodenbelägen sind die hohe mechanische und chemische Beständigkeit sowie die vielfältige Produktpalette. Außerdem sind sie leicht verlegbar, wasserfest, trittsicher und antistatisch, widerstandsfähig gegenüber Korrosion sowie kostengünstig und langlebig. Aufgrund ihrer hoch verdichteten Oberfläche besitzen sie ein sehr gutes Abriebverhalten und können sogar wiederaufbereitet und zur Verarbeitung neuer Produkte mit eingesetzt werden.

Hinsichtlich ihres Brandverhaltens entsprechen PVC-Beläge in der Regel der Baustoffklasse B1 nach DIN 4102, gelten also als schwerentflammbar. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie zigarettenglutbeständig oder nicht brennbar sind. Bei der Verbrennung von PVC wird zudem hochgiftiges Salzsäuregas freigesetzt, das in speziellen Anlagen zurückgewonnen und wieder neu für die Produktion von PVC verwendet werden kann.

Da PVC-Beläge nahezu dampfdicht sind, ist bei der Verlegung auf erdberührten Bodenplatten eine Abdichtung gegen aufsteigende Feuchtigkeit und bei Gefahr von Dampfdiffusion und Restfeuchte aus der Unterkonstruktion, z.B. dem Estrich eine Dampfsperre bzw. dampfbremsende Schicht vorzusehen. Eine Feuchteanreicherung unter dem Bodenbelag kann zur Verseifung des Klebers, zur Blasenbildung und bei feuchteempfindlichen Estrichen zur Erweichung der oberen Estrichschicht führen.

Der Energiebedarf zur Herstellung von Bodenbelägen aus PVC ist vergleichsweise niedrig, dafür ist ein hoher Energieaufwand für die Wiederaufbereitung nötig. Empfindlich reagieren PVC-Beläge auf aggressive Lösungsmittel, Bitumen und Teer sowie gegen hohe Temperaturen. Einige Sorten neigen zu Verfärbungen z.B. durch farbigen, vor allem schwarzen Gummi an Möbelfüßen und -rollen. Haarfärbemittel und stark färbende Desinfektionsmittel können die Belagsoberfläche ebenfalls irreparabel verfärben, wenn sie nicht unmittelbar nach dem Kontakt entfernt werden.

PVC lässt sich sehr gut einfärben, daher ist das Spektrum an Farben, Texturen, Mustern und Effekten sehr groß. Die Dessins reichen von Steinoptiken über Reproduktionen verschiedener Hölzer bis hin zur Fliesenoptik und allen Arten von Mustern. Zudem sind alle Farben und Formen, Dessins und Materialien miteinander kombinierbar, so dass sich jeder individuelle Bodenbelag umsetzten lässt.

 

Oberflächenschutz

Vermehrt werden PVC-Bodenbeläge mit einem sogenannten Oberflächenfinish angeboten, das die Haltbarkeit der Beläge erhöhen soll. Am weitesten verbreitet sind derzeit wasserbasierte Beschichtungen aus Polyurethan (PUR), die entweder durch Wärme oder durch UV-Licht ausgehärtet werden, sowie Beschichtungen aus unverdünntem PUR, ebenfalls ausgehärtet durch UV-Licht.

Polyurethan ist ein synthetisch hergestellter Kunststoff, der aufgrund seiner guten Haftungseigenschaften und wegen seiner Beständigkeit gegen Lösemittel, Chemikalien und Witterungseinflüsse als Versiegelung von PVC- und Linoleumbelägen Anwendung findet. So behandelte Böden widerstehen langer UV-Bestrahlung und ebenfalls langen Nässeperioden und sind darüber hinaus resistent gegen Schuh- und Absatzverstrichungen.

Mit der werkseitig aufgebrachten Versiegelung wird zudem erreicht, dass die nach der Verlegung und Bauabschlussreinigung sonst übliche und notwendige Einpflege in der Regel entfallen kann, die tägliche Unterhaltsreinigung vereinfacht und die Verschleißfestigkeit und damit die Nutzungsdauer des Belags erhöht wird. PVC-Beläge mit einer Oberflächenbeschichtung aus PUR sind brandtoxikologisch unbedenklich.